Warum 20 bis 35 cm Tiefe im Flur oft die beste Lösung ist
In deutschen Mietwohnungen ist der Flur häufig schmal: 1,05 bis 1,30 m lichte Breite sind keine Seltenheit. Ein klassischer 60-cm-Kleiderschrank macht den Durchgang eng und wirkt sofort wie eine Barriere. Schmale Schränke, Auszüge und Nischenlösungen mit 20 bis 35 cm Tiefe sind meist der sweet spot: genug Volumen für Schuhe, Mützen, Leinen und Putzzeug, ohne dass Sie ständig an Kanten hängen bleiben.
Wichtig ist, nicht nur die Schranktiefe zu betrachten, sondern die effektive Bewegungsfläche. In der Praxis brauchen Sie im Flur dauerhaft etwa 80 bis 90 cm freie Durchgangsbreite. Alles, was Türen in den Raum schwenken lässt, frisst diese Breite im Alltag auf.
Der größte Hebel ist deshalb die Kombination aus geringer Tiefe und guter Zugriffstechnik: Auszüge, Klappen oder Schiebetüren statt Drehflügel.
| Tiefe | Passt gut für | Typischer Fehler |
| 20-25 cm | Schlüssel, Post, Mützen, flache Schuhe, Putzmittel | Zu hohe Fachabstände, Inhalte kippen nach vorn |
| 26-30 cm | Schuhe (bis ca. EU 45 quer), Taschen, Schirmständer integriert | Drehtür kollidiert mit Durchgang, besser Klappe/Schieber |
| 31-35 cm | Mehrlagige Schuhkörbe, Staubsaugerdüse, Helme | Zu tief geplant, aber ohne Auszüge: hinten wird „Vergessen-Zone“ |

Richtig messen: So vermeiden Sie die drei Klassiker
Bevor Sie kaufen oder bauen, messen Sie mit Blick auf die Realität: Fußleisten, Lichtschalter, Türzargen und Heizkörper stehen fast immer im Weg. Ich empfehle, eine schnelle Skizze zu machen und drei Maße zu erfassen: Wand zu Wand, Engstelle (z.B. Türzarge) und die Position von Schaltern auf Griffhöhe.
Schritt-für-Schritt-Messplan (5 Minuten)
- Flurbreite an der schmalsten Stelle messen (oft bei Türzargen).
- Türschwenkbereiche einzeichnen: Wohnungstür und Zimmertüren. Prüfen, wo Griffe kollidieren könnten.
- Sockelleiste messen: Höhe und Tiefe. Viele schmale Korpusse brauchen hinten eine Aussparung oder Abstandshalter.
- Lichtschalter und Sicherungskasten: Mindestabstand einplanen, damit nichts verdeckt wird.
- Heizkörper und Thermostat: nicht zustellen, Luftzirkulation einhalten.
Faustregel für die Durchgangsbreite
Wenn Ihr Flur 110 cm breit ist, sind 25-30 cm Tiefe ideal, weil Sie dann etwa 80-85 cm Durchgang behalten. Bei 100 cm Flurbreite wird 20-25 cm Tiefe meist angenehmer, besonders wenn Türen in den Flur aufgehen.
Welche Fronten funktionieren in schmalen Fluren wirklich?
Die Front bestimmt, ob sich der Schrank alltagstauglich anfühlt. In der Praxis scheitern viele Lösungen nicht am Stauraum, sondern an der Bedienung: eine Drehtür, die in den Laufweg schwenkt, nervt nach einer Woche.
1) Schiebetüren
- Vorteil: Kein Schwenkraum, ideal bei 20-35 cm Tiefe.
- Praxis-Tipp: Bei sehr schmalen Korpussen auf stabile Laufschienen achten, sonst verkanten die Türen.
- Nachteil: Sie kommen nie an 100% der Breite gleichzeitig ran, immer nur an eine Seite.
2) Klappen (nach unten oder oben)
- Vorteil: Perfekt für Schuhe und Accessoires in 20-30 cm Tiefe.
- Praxis-Tipp: Klappen nach unten brauchen im geöffneten Zustand Platz auf Kniehöhe. Testen Sie, ob dann noch die Wohnungstür aufgeht.
- Nachteil: Bei zu schweren Klappen ohne Dämpfung knallt es, besonders in Altbauten.
3) Auszüge statt Türen
Bei 31-35 cm Tiefe ist ein Auszugssystem Gold wert. Ohne Auszüge wird der hintere Bereich schnell zur Abstellfläche für „irgendwann“.
- Vorteil: Zugriff bis ganz nach hinten, Ordnung bleibt stabil.
- Praxis-Tipp: Vollauszug wählen, mindestens 30 kg Traglast für Schuhe und Taschen.
- Nachteil: Auszüge brauchen vor dem Schrank Platz. Wenn gegenüber eine Tür aufgeht, vorher prüfen.
Innenleben: So nutzen Sie 25 cm Tiefe ohne Chaos
Die Innenaufteilung macht den Unterschied: In schmalen Schränken kippen Dinge schneller um und werden schlechter sichtbar. Deshalb brauchen Sie mehr Führung und kleinere Zonen.
Bewährte Aufteilung für 20-25 cm Tiefe
- Oben: 1 durchgehendes Fach (ca. 25-30 cm Höhe) für Mützen, Handschuhe, Taschenlampen.
- Mitte: 2-3 flache Fächer mit Boxen (max. 18-20 cm tief), beschriftet.
- Unten: Schuhkipper oder schmale Schuhwanne mit hochgezogener Kante (Schmutz bleibt drin).
Bewährte Aufteilung für 26-35 cm Tiefe
- Schuhzone: Auszugskörbe oder schräge Einlegeböden, damit Sie die zweite Reihe sehen.
- Taschenzone: 1 Fach mit Hakenleiste innen (Schlüsselband, Hundeleine, Einkaufsbeutel).
- Putzzone: schmales Fach für Sprays und Bürsten, ideal mit Türinnenseite als Halterung.
Kleine Details, die in der Realität viel bringen
- Rutschmatten in Fächern: weniger Klappern, nichts wandert nach vorn.
- Türinnenseite nutzen: flache Körbe für Post, Sonnenbrille, Schuhcreme.
- Einheitliche Boxen (z.B. 10-12 cm hoch): leichter stapeln, schneller finden.
Wandmontage und Sicherheit: Gerade in Mietwohnungen entscheidend
Schmale, hohe Schränke kippen schneller, weil die Aufstandsfläche klein ist. In Haushalten mit Kindern ist das ein echtes Risiko. Auch in Mietwohnungen ist eine Sicherung möglich, ohne die Wand zu „ruinieren“.
Praxis-Setup für sichere Montage
- Kippsicherung immer einplanen (Winkel oder Anti-Tip-Band).
- Wand prüfen: Altbau oft Ziegel, Neubau oft Gipskarton. Passende Dübel nutzen.
- Bei Trockenbau: in Ständer schrauben oder Hohlraumdübel mit geeigneter Lastklasse.
- Abstand zur Sockelleiste: entweder Korpus mit Aussparung oder Abstandshalter, damit der Schrank plan anliegt.
Wenn Bohren nicht gewünscht ist, sind schwere, freistehende Lösungen möglich, aber dann lieber niedriger planen (z.B. 120-140 cm Höhe) und oben als Ablage nutzen. Kleben allein ist für Kippmomente meistens keine saubere Lösung.
Material und Optik: Was im Flur robust bleibt
Der Flur ist der härteste Raum: Schmutz, Feuchtigkeit, Reibung durch Jacken und Taschen. Optik ist wichtig, aber Oberfläche und Kanten sind entscheidend.
Materialwahl, die sich bewährt
- Melaminharzbeschichtete Platten: sehr alltagstauglich, pflegeleicht, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
- HPL-Laminat: noch robuster, sinnvoll bei Familien und Hunden (teurer).
- Geöltes Holz: schön, aber im Flur nur empfehlenswert, wenn Sie Pflege akzeptieren und Nässe vermeiden.
Frontfarbe und Griffe: weniger Fingerabdrücke, mehr Ruhe
- Matt statt Hochglanz: weniger sichtbare Fingerabdrücke.
- Griffleisten oder Push-to-open: reduziert Hängenbleiben im Vorbeigehen.
- Helle Töne (warmweiß, greige, helles Eiche-Dekor): Flure wirken breiter. Dunkel geht, aber dann mit gutem Licht.
Beleuchtung: So wirkt der schmale Stauraum nicht wie ein „Block“
Gerade schmale Schränke können den Flur optisch „zusammendrücken“, wenn Licht fehlt. Gute Nachricht: Sie brauchen kein teures System, sondern klare Lichtpunkte.
Konkrete Lichtlösungen
- LED-Unterbauleiste unter einer Ablage über dem Schrank: macht die Front leichter.
- Bewegungsmelder im Flur: praktisch mit Einkaufstaschen, reduziert Suchlicht.
- Spiegel gegenüber (wenn möglich): verdoppelt Licht und verbessert den Check vor dem Rausgehen.
Budget und Einkauf: Was kostet das realistisch in Deutschland?
Für 20-35 cm Tiefe gibt es drei typische Wege: fertige schmale Schränke, kombinierte Schuhkipper-Systeme oder maßgefertigte Einbauten. Preis hängt weniger von der Tiefe ab als von Auszügen, Frontqualität und Montage.
- Einfach (ca. 120-300 EUR): schmaler Schuhkipper, einfache Regale, Standardbeschläge.
- Solide (ca. 300-800 EUR): Schrankmodule mit Schiebetüren, bessere Kanten, teilweise Auszüge.
- Maßarbeit (ab ca. 900 EUR): Nische millimetergenau, hochwertige Auszüge, saubere Sockellösung.
Wenn Sie zur Miete wohnen, planen Sie modular: lieber zwei schmale Elemente (z.B. 2x 40 cm Breite) als einen großen Korpus. Das lässt sich beim Umzug leichter anpassen.

Typische Flur-Szenarien und passende Lösungen
Scenario A: Altbau, Flur 1,10 m breit, viele Türen
- 20-25 cm Tiefe
- Schiebetüren oder offene Fächer mit Boxen
- Schmaler Spiegel an der gegenüberliegenden Wand
Scenario B: Neubau, Flur 1,25 m breit, freie Wandstrecke
- 30-35 cm Tiefe
- Auszüge für Schuhe unten, oben geschlossene Fächer
- LED-Lichtlinie für ruhige Optik
Scenario C: Familienhaushalt, viel Kleinkram
- Mehr kleine Fächer statt großer
- Beschriftete Boxen pro Person
- Robuste Front (HPL oder sehr gute Melaminqualität), leicht zu reinigen
Podsumowanie
- Flur zuerst an der Engstelle messen und 80-90 cm Durchgang als Ziel setzen.
- Bei 20-30 cm Tiefe sind Schiebetüren oder Klappen meist besser als Drehtüren.
- Ab 31-35 cm Tiefe lohnen Vollauszüge, sonst entsteht eine „Vergessen-Zone“ hinten.
- Innenleben in kleine, geführte Zonen aufteilen: Boxen, Körbe, Rutschmatten.
- Kippsicherung einplanen, besonders bei hohen, schmalen Korpussen.
- Matte, robuste Oberflächen wählen und Licht gezielt ergänzen.
FAQ
Reichen 20 cm Tiefe wirklich für Schuhe?
Für viele flache Schuhe ja, aber eher mit Schuhkippern oder schrägen Ablagen. Für große Sneaker, Winterboots oder Schuhgrößen ab etwa 45 sind 25-30 cm komfortabler.
Was ist besser im schmalen Flur: offene Regale oder geschlossene Fronten?
Offen wirkt leichter, wird aber schneller unruhig. Geschlossene Fronten sind pflegeleichter und lassen den Flur aufgeräumt wirken. Ein guter Mix: unten geschlossen (Schuhe), oben 1-2 offene Fächer mit einheitlichen Boxen.
Wie verhindere ich, dass ein schmaler Schrank kippelt oder wackelt?
Mit Kippsicherung an der Wand, sauberer Ausrichtung (Wasserwaage) und einem plan anliegenden Rücken. Sockelleisten-Abstand sauber lösen, sonst steht der Korpus oben ab und wird instabil.
Welche Tiefe ist das Maximum, wenn der Flur nur 1,05 m breit ist?
Praktisch meist 20-25 cm, damit Sie 80-85 cm Durchgang behalten. Bei Türen, die in den Flur aufgehen, eher 20 cm oder Lösungen ohne ausladende Beschläge.








