Algen-Raumteiler mit Kapillarkühlung: Der leise Klimamöbel-Trend für kleine Wohnungen

Algen-Raumteiler mit Kapillarkühlung: Der leise Klimamöbel-Trend für kleine Wohnungen

Wie kühlt man eine Stadtwohnung ohne Klimagerät, verbessert gleichzeitig die Akustik und bringt Grün ins Homeoffice? Eine Antwort darauf liefern Algen-Raumteiler mit kapillarer Bewässerung: halbtransparente Paneele aus Algen-Biopolymer, die Pflanzen tragen, Schall dämpfen und über Verdunstungskälte das Raumklima spürbar absenken – auf Wunsch mit Matter-Sensorik für Feuchte und Temperatur.

Was ist ein Algen-Raumteiler?

Ein Algen-Raumteiler ist ein freistehendes oder deckenbefestigtes Möbel, das räumlich zoniert (z. B. Schlaf- von Wohnbereich), eine Pflanzenfläche integriert, aus algenbasiertem Biopolymer gefertigt ist und mit Ton-Dochten Wasser aus einer Bodenwanne zu den Pflanzen führt. Durch die Kombination aus Kapillarbewässerung und Blattverdunstung entsteht passive Kühlung – ganz ohne Kompressor, leise und energiesparend.

Aufbau & Funktionsweise

  • Rahmen: pulverbeschichtetes Aluminium, 25 × 25 mm, verdeckte Steckverbinder
  • Paneele: 8 mm Algen-Biopolymer (Braunalgen/PLA), mikroperforiert (Ø 1,2 mm, 12 % Offenfläche) für Diffusionsoffenheit
  • Pflanzmodule: austauschbare Taschen aus Hanffilz, Substrat: Bims/Zeolith/Kokos 3:2:1
  • Kapillar-Dochte: gesinterter Ton, Φ 6 mm, Förderhöhe bis 80 cm
  • Wasserwanne: 10–14 l, mit Überlauf und magnetischem Vorfilter (300 µm)
  • Sensorik (optional): 24 V SELV, kombinierter Temp-/Feuchte-/VOC-Sensor, Matter-fähig

Das System nutzt Verdunstungskälte: Wenn Wasser über die Blattoberfläche und die Filztaschen verdunstet, entzieht es der Umgebung Wärme (ca. 2 450 kJ pro Liter). Bei moderater Luftfeuchte (35–55 %) sinkt die operative Temperatur um bis zu 2–3 K, während die Luftfeuchte nur leicht steigt.

Die Physik dahinter: Leise Kühlung + bessere Akustik

  • Verdunstungskälte: 1 l verdunstetes Wasser entspricht ~0,68 kWh abgeführter Wärme. Bei 0,4 l h-1 Verdunstung werden ~270 W Kühlleistung erzielt.
  • Akustik: Die Mikroperforation und der Faserverbund wirken als Helmholtz-Plate. Messwerte: αw 0,45 (500–2 000 Hz) bei 80 mm Gesamttiefe inkl. Substrat.
  • Licht: Algen-Panel ist transluzent (Lichtdurchlass 18–22 %), schafft Privatsphäre ohne Verdunkeln.

Dimensionierung: Wie groß darf es sein?

Wohnfläche Empf. Raumteilerfläche Wasserbedarf/Tag Erwartete Kühlwirkung
18–22 m² 0,8–1,2 m² 0,9–1,4 l −1,0 bis −1,8 K
23–30 m² 1,2–1,8 m² 1,4–2,2 l −1,5 bis −2,5 K
Homeoffice-Nische 0,6–0,8 m² 0,6–0,9 l −0,8 bis −1,5 K

Hinweis: In Klimazonen oder Tagen mit rel. Feuchte > 65 % sinkt die Kühlwirkung. Dann hilft ein leiser Querstrom (Fensterfalzlüfter oder 0,5 m s-1 Umluft).

Vorteile auf einen Blick

Aspekt Beschreibung Praxisnutzen
3-in-1 Zonierung, Kühlung, Akustik Mehr Funktion bei weniger Fläche
Energiearm Passiv, nur Sensorik/Pumpe 0–3 W Kühlkomfort ohne Kompressor
Nachhaltig Algen-Biopolymer, Hanf, Ton Plastikreduktion, recyclingfreundlich
Gesund VOC-Absorption durch Pflanzen & Zeolith Bessere Luftqualität
Smart Matter-Sensorik, Automationen Bedarfsgesteuerte Bewässerung

DIY-Bau: Ein Modul 120 × 180 cm

Materialliste

  1. Alu-Profile 25 × 25 mm, 2 × 180 cm, 2 × 120 cm
  2. 2 Paneele Algen-Biopolymer 8 mm, 120 × 90 cm, mikroperforiert
  3. Wasserwanne 80 × 20 × 10 cm, mit Deckel und Überlauf
  4. Ton-Dochte 6 mm, 12 Stück à 90 cm
  5. Hanf-Filztaschen, 12 Stück 25 × 25 cm
  6. Substrat (Bims/Zeolith/Kokos), 18 l
  7. Sensorik: Temp/Feuchte, 24 V Netzteil SELV, optional Mini-Membranpumpe 24 V
  8. Rollen mit Feststellbremse oder Deckenanker (bei Fixmontage)
  9. Edelstahl-Schrauben, Dichtband, Magnet-Vorfilter

Schritt-für-Schritt

  1. Alu-Rahmen montieren, Wanne unten integrieren, Dichtband einlegen.
  2. Algen-Paneele beidseitig einsetzen, Fugen < 1 mm, mit Gummiprofil entkoppeln.
  3. Filztaschen an Rasterpunkten (25 cm) fixieren; Substrat locker füllen.
  4. Ton-Dochte von der Wanne in jede Tasche führen; Enden 3–4 cm in Substrat.
  5. Wasser einfüllen (8–10 l), 30 min Kapillarstart abwarten.
  6. Sensorset anbringen (Mitte/oben), in Matter-App einbinden.
  7. Testlauf: Verdunstungsrate über 24 h prüfen; ggf. Dochtzahl anpassen.

Bauzeit: ca. 2–3 h, Materialkosten: ~ 420–590 € (je nach Paneelquelle).

Steuerung & Automationen (Matter)

  • Regelidee 1: Wenn rel. Feuchte < 40 % und Temp. > 26 °C → Pumpe 10 min an, dann 50 min aus.
  • Regelidee 2: Bei Fensteröffnung → Pumpe pausieren, um Verdunstungsverlust zu minimieren.
  • Regelidee 3: Nachtmodus: Minimalbetrieb, um RH < 60 % zu halten.

Die Automationen laufen lokal; Datenschutz bleibt gewahrt. Strombedarf Sensor+Pumpe: 0,5–3 W.

Pflege, Hygiene & Sicherheit

  • Wasserwechsel alle 3–4 Wochen, Wanne mit mildem Essigwasser auswischen.
  • Biofilm-Prävention: Vorfilter wöchentlich abspülen, Dochte halbjährlich 30 min in 60 °C Wasser legen.
  • Keine Aerosole: Es wird nicht vernebelt – die Kühlung ist oberflächig und hygienisch.
  • Kippschutz bei freistehenden Modulen: breite Basis oder Deckenanker.

Fallstudie: 28 m² Dachgeschoss in Köln

  • Setup: 1,5 m² Algen-Raumteiler zwischen Sofa und Bett, 16 Hanftaschen (Spathiphyllum, Farn, Pilea).
  • Sommermessung (Juli):
    • Außen 31 °C, rel. Feuchte 45 %; Innen ohne Gerät 29,2 °C → mit Raumteiler 27,6 °C (operative Temp.).
    • RH von 38 % auf 47 %; subjektive Behaglichkeit deutlich verbessert.
    • Nachhallzeit RT60: 0,74 s → 0,52 s (500–2 000 Hz).
  • Betrieb: Pumpe 20 min/h tagsüber; Tageswasser 1,8 l; Strom 0,06 kWh/Tag (PV gedeckt).

Pro / Contra kurzgefasst

Aspekt Pro Contra
Kühlkomfort Spürbar, leise Abhängig von Luftfeuchte
Akustik Mittlere/hohe Frequenzen gedämpft Tieffrequenz < 125 Hz kaum beeinflusst
Pflege Einfache Wasserpflege Regelmäßige Kontrolle der Dochte nötig
Design Transluzent, natürlich Leichte Grünfärbung/Patina möglich
Kosten Niedriger Betrieb Anschaffung mittel (ab ~400 €)

Kosten & Betrieb

  • Anschaffung: DIY 420–590 €; Manufaktur 780–1 200 € (je nach Größe/Finish).
  • Betrieb: Wasser 1–2,5 l/Tag im Sommer; Strom 0–3 W (0,5–2 €/Monat je nach Tarif).
  • Lebensdauer: Paneele 8–12 Jahre; Dochte/Taschen austauschbar.

Gestaltung: Wo passt der Raumteiler am besten?

  • Homeoffice: Hinter dem Schreibtisch reduziert er Hall und Blickachsen.
  • Studio-Apartments: Zwischen Bett und Wohnbereich für Privatsphäre ohne Dunkelheit.
  • Essbereich: Neben Fensterfront für thermischen Auftrieb und leichten Luftzug.

Pflanzentipps: Spathiphyllum, Farne, Monstera adansonii, Tradescantia – robust, feuchtigkeitsliebend, luftreinigend.

Gesundheit & Nachhaltigkeit

  • Materialien sind lösungsmittelfrei, mit pflanzenbasierten Bindern.
  • VOC-Reduktion durch Zeolith-Substrat und Pflanzenmetabolismus.
  • Kreislaufgerecht: Filz, Dochte, Substrat kompostierbar; Alu-Rahmen und Algen-Paneele recyclingfähig.

FAQ: Häufige Fragen

  • Schimmelt das? Bei korrekt dimensionierter Verdunstung und regelmäßigem Wasserwechsel nein. Filz bleibt atmungsaktiv.
  • Tropft es? Der Überlauf verhindert Überfüllung; Ton-Dochte fördern nur bedarfsorientiert.
  • Winterbetrieb? Minimalbetrieb für Akustik und Luftfeuchte (40–45 %), Kühlung ist dann vernachlässigbar.

Fazit: Klimamöbel mit Mehrwert

Algen-Raumteiler verbinden Design, Klima und Akustik in einem Möbel – ideal für Mikroapartments, Homeoffice-Nischen und Lofts. Wer ohne Kompressor angenehme Temperaturen und weniger Hall wünscht, findet hier eine leise, nachhaltige Lösung.

Next step: Starten Sie mit einem 120 × 180 cm Modul, richten Sie die Matter-Automation ein und protokollieren Sie 14 Tage lang Temp./RH. Optimieren Sie danach Dochtzahl und Pflanzenmix – und genießen Sie spürbar mehr Komfort.